Lachs ohne Grenzen
Bevor die Wiese bei Basel-Kleinhüningen in den Rhein mündet, durchfließt sie auf einer Strecke von 6,2 km Schweizer Hoheitsgebiet. Das 2,18 m ist bei Flusskilometer 6 + 540 das erste größere Querbauwerk auf deutscher Seite. Hier zweigt ein historischer Gewerbekanal, der Mühleteich, ab. Etwa 170 m unterhalb des Wehrs bildet ein Abwassersammler einen 0,90 m hohen Absturz. Er stellt bereits für die meisten Fische eine unüberwindbare Barriere dar. Und davor ist noch eine weitere kleine Schwelle mit einer Höhe von 0,2 m zu passieren. Selbst diese ist für Kleinfische wie Groppe und Elritze sowie für Jungfische anderer Arten ein Ausbreitungshindernis.
Die Grenze nach Deutschland ist – bildlich gesprochen – für Wanderfische also dicht. Die Grenzschutzbehörden beider Länder bewiesen Humor und übernahmen die Patenschaft für die Lösung dieses speziellen Grenzgängerproblems. Für die Lösung des technischen Problems erarbeiteten die Wasserbauer des Regierungspräsidiums Freiburg in Zusammenarbeit mit dem IWG der Universität Karlsruhe folgende Lösung:
Raue Rampe
Von der kleinen Spundwand bis zum Absturz des Abwassersammlers türmen sich Steinblöcke unterschiedlicher Form und Größe über den ganzen Flussquerschnitt zu einer schiefen Ebene. Die rechte Hälfte ist als Pendelrampe ausgebildet. Eine Lenkbuhne im Oberstrom sorgt für einen höheren Wasserabfluss über diesen Teil. Es entsteht eine Niedrigwasserrinne, in der sich bei Trockenheit das Wasser sammelt.
Umgehungsgerinne
Oberhalb der rauen Rampe findet sich am rechtsseitigen Ufer der Einstieg in das Umgehungsgerinne. Es ist rund sechs Meter breit und führt über eine Länge von 70 m bis auf die Höhe des Mühleteichkanals. Versetzt angeordnete Steinriegel im Querschnitt ermöglichen aquatischen Lebewesen den Aufstieg. Zwei mannshohe Metallröhren stellen die Verbindung zum Kanal her. Ab hier ist der Weg ins Oberwasser frei. Ein Bypass vom Kanal zum Einstig des Umgehungsgerinnes verstärkt die Lockströmung.
Technischer Fischpass
Drittes Element des Fischaufstiegs an der deutsch-Schweizer Grenze ist ein technischer Fischpass. Er wird in die rechte Wehrwange eingelassen und dient den Fischen als Notaufstieg ins Oberwasser, die beim Umgehungsgerinne den Einstig verpasst haben und bis zum Wehr vorgeschwommen sind. Eine Lenkbuhne oberhalb des Wehrs und ein Bypass erzeugen eine Lockströmung, die die Fische zum Einstieg leitet.
Der Umbau war noch im Gang, als auch die Anwohner diesen neuen attraktiven Flussabschnitt für sich entdeckten – überzeugender Beweis dafür, dass die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtline unmittelbar auch die Lebensqualität der Menschen verbessert.
|
|
Daten und Fakten:
|
|
Planung:
|
2009
|
Baubeginn:
|
Feburar 2010
|
Fertigstellung:
|
Juni 2010
|
Länge:
|
ca. 0,35 Flusskilometer
|
Kosten Gewässerumbau:
|
320.000 €
|
Planung und Bauleitung:
|
Regierungspräsidium Freiburg
|
Statik des Ausleitbauwerks:
|
Flösser Ingenieurgruppe
|
Ausführende Firmen:
|
Schmidt Hoch + Tief, Schönau
|
Begleitforschung Wasserbau:
|
IWG der Universität Karlsruhe
|
|
|